Deutsch im Niedergang

Im Land der Dichter und Denker: Englisch als Wissenschaftssprache dominiert

An deutschen Universitäten wird inzwischen häufig mehr Englisch als Deutsch gesprochen. So werden an der Münchner Technischen Universität (TU) mittlerweile 70 von 111 Masterstudiengängen auf Englisch unterrichtet. Der Zoologe Hubert Markl, ehedem Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und danach der Max-Planck-Gesellschaft, brachte es schon 1986 auf den Punkt: „Die Spitzenforschung spricht Englisch.“

Vor allem in der Grundlagenforschung gilt heute: „English only“. Deutschsprachige Quantenphysiker, Molekularbiologen oder Astrochemiker schreiben höchstens dann noch in ihrer Muttersprache, wenn sie sich an ein Laienpublikum wenden. Ihrem wissenschaftlichen Denken, Argumentieren, Publizieren und Diskutieren liegen aber das Englische zugrunde.

Auch traditionsreiche Journale wie die „Astronomischen Nachrichten“ oder die „Annalen der Physik“ tragen zwar noch immer ihre deutschen Namen – aber die Beiträge im Innenteil sind fast ausnahmslos auf Englisch verfasst. Zu den Ausnahmen gehört die „Angewandte Chemie“, eine Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker mit internationaler Autoren- und Leserschaft. Auch hier muss jeder Wissenschaftler sein Manuskript auf Englisch einreichen, aber es steht ihm frei, eine Übersetzung für deutschsprachige Leser anzufügen. Das trug der Redaktion 2007 den Kulturpreis Deutsche Sprache der Eberhard-Schöck-Stiftung und des Vereins Deutsche Sprache ein.

Damals erschien noch rund ein Viertel der Beiträge zweisprachig, heute sind es nur noch fünf Prozent. Lediglich in stärker praxisorientierten Fächern wie Forstwissenschaft, Maschinenbau oder den klinischen Fächern der Medizin ist Deutsch noch stärker vertreten, allerdings ebenfalls im Rückzug begriffen.

Der Arbeitskreis „Deutsch als Wissenschaftssprache“ setzt sich deshalb für Mehrsprachigkeitskonzepte ein, in denen neben Englisch auch die jeweiligen Landessprachen eine tragende Rolle spielen. Dafür sprechen neben wissenschaftlichen und didaktischen auch gesellschaftspolitische Gründe, meint Arbeitskreis-Vorsitzender Ralph Mocikat, der auch Professor für Immunologie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität ist: „Sollte sich der inländische Wissenschaftsbetrieb noch weiter in eine rein englischsprachliche Parallelwelt jenseits der Allgemeingesellschaft zurückziehen, würde das die sich in erschreckender Weise ausbreitende Wissenschaftsskepsis weiter befördern.“

Dazu erklärt der AfD-Bundestagsabgeordnete Gereon Bollmann:

„Vor dem Ersten Weltkrieg und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war Deutsch eine internationale Wissenschaftssprache ersten Ranges. Heute führt das Deutsche unter Forschern in aller Welt nur noch ein Schattendasein – das Englische hat der Sprache der Dichter und Denker längst den Rang abgelaufen.

Es wird Zeit, dass Deutsch im Wissenschaftsbetrieb, aber auch in der internationalen Politik wieder den ihm gebührenden Platz einnimmt. Hier ist die Politik gefordert, Deutsch in der Hochschullandschaft als Hauptsprache zu fördern, zugleich aber auch in Gremien wie der Europäischen Union oder den Vereinten Nationen darauf hinzuwirken, dass Deutsch als offizielle Arbeitssprache genutzt wird.

In diesem Sinne: Make German great again!“