Die Ungleichheit wächst
Deutschland 2023: Arme und Reiche separieren sich immer stärker – Deutsche werden zur Minderheit in sozial schwachen Vierteln
Das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) kommt jetzt in einer Studie zu dem Befund, dass es vielerorts in Deutschland mittlerweile Stadtviertel gibt, die man durchaus als „Armen-Ghettos“ bezeichnen kann. Möglich ist eine solche Entwicklung, weil die soziale Spaltung zunimmt und sich verfestigt.
Eine Konzentration von Wohngebieten, in denen vor allem ärmere Menschen leben, ist demnach vor allem in Mitteldeutschland und im Ruhrgebiet zu beobachten. In süddeutschen Städten gibt es dagegen laut der Studie eine größere soziale Durchmischung – aufgrund der hohen Mieten.
Eine der Haupterkenntnisse des Sozialwissenschaftlers Marcel Helbig seiner Untersuchung „Hinter den Fassaden. Zur Ungleichverteilung von Armut, Reichtum, Bildung und Ethnie in den deutschen Städten“: die ungleiche räumliche Verteilung armer Bevölkerungsgruppen hat sich im untersuchten Zeitraum von 2005 bis 2022 besonders stark in Städten verschärft wie Schwerin, Halle (Saale), Rostock, Minden, Ratingen oder auch Kiel bei uns in Schleswig-Holstein.
Diese Entwicklung hat in Mitteldeutschland 2021 ein „deutlich höheres Niveau als in anderen Regionen erreicht“. Die soziale Schere sei dort vor allem zwischen den Plattenbausiedlungen und den Innenstädten oder Vororten immer weiter auseinander gegangen. Verstärkt gilt dies auch für den Westen Deutschlands, dort vor allem im Zeitraum zwischen 2013 und 2020. In allen Städten zeigt sich auch: wo besonders viele Ärmere leben, leben auch besonders viele Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Mit einer Entspannung sei nicht, im Gegenteil mit einer weiteren Verschärfung sei zu rechnen. Die Einkommensungleichheit ist in der sogenannten „Corona-Krise“ noch größer geworden, und die Armutsquote hat bis 2022 nach dem Verteilungsbericht 2023 des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) neue Höchstwerte erreicht.
Dazu erklärt der Abgeordnete Gereon Bollmann, Mitglied im Familienausschuss des Deutschen Bundestags:
„Die soziale Schere in Deutschland klafft immer mehr auseinander – mittlerweile auch örtlich und regional. Dabei war Deutschland einmal weltweit geachtet und beneidet für seine soziale Durchlässigkeit. Auch Bürger aus ärmeren Schichten konnten es bis ganz nach oben schaffen.
Heute ticken die Uhren anders. Eine verfehlte Einwanderungs-, Sozial- und Wohnungsbaupolitik hat für eine gesellschaftliche Sprengkraft in unseren Städten gesorgt, unter der am meisten einmal mehr deutsche Familien leiden, denen oftmals kein Ausweg aus diesen ‚Armen-Ghettos‘ offensteht, und die darüber hinaus in ihren Vierteln zur Minderheit im eigenen Land werden. Mit meiner Arbeit im Familienausschuß des Deutschen Bundestages werde ich dieser Gruppe besondere Aufmerksamkeit widmen.“