Vielen Brücken droht der Einsturz – Grundsätzliches Umdenken notwendig
Die Bilder von den Trümmern der Dresdener Carolabrücke in der Elbe stehen sinnbildlich für den Niedergang Deutschlands. Aber wie schon im Ahrtal, wo vier Jahre nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 noch immer vieles im Argen liegt, handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs. Denn marode Brücken sind inzwischen flächendeckend eine Gefahr. Noch viele weitere Brücken könnten plötzlich einstürzen, warnen Experten.
Entwicklungsland Deutschland?
Der Bauingenieur-Professor Steffen Marx von der TU Dresden weiß Näheres. Er teilte dem „Tagesspiegel“ jetzt mit: „Wenn wir unseren Unterhalt der Brücken nicht ändern, werden wir noch mehr Einstürze im laufenden Betrieb haben.“ Denn: „Wir gehen mit unseren Brücken ähnlich wie die Amerikaner um: wir bauen sie, und dann vergessen wir sie.“ Zwar würden Brücken in Deutschland regelmäßig inspiziert – aber kaum repariert.
Der Grund für unterbleibende Reparaturen ist fatal: „Wir haben eine Kombination aus der unsichersten und der teuersten Strategie.“ In Deutschland bedeute Sanierung meistens abreißen und neu bauen. „Das heißt, wir vernichten die Restwerte dieser Bauwerke vollständig. Wir reißen ab und bezahlen noch dafür, den Schutt zu deponieren. Danach bauen wir von null an wieder ein neues Bauwerk auf. Das ist das Teuerste, was man tun kann“, kritisiert Marx. Es sei klüger, viel früher einzugreifen und Brücken mit relativ wenig Aufwand zu sanieren, um sie wieder in die beste Zustandskategorie zu bringen. Die Regel sei, daß Brücken die ersten drei bis fünf Jahrzehnte meist in der besten Zustandskategorie bleiben. „Aber danach altert das System immer schneller, und auch der Wertverlust wird immer größer. Würden regelmäßige Reparaturen und Wartungen durchgeführt, lasse sich viel Geld einsparen. „Dann kriege ich wieder einige Jahrzehnte sichere Betriebszeit, bis sich der Zustand wieder verschlechtert. Es würde weniger kosten und es wäre sicherer“, rät Marx.
Die Alternative – das Nichtstun – käme ungleich teurer. Ohne den längst fälligen Strategiewechsel in der deutschen Brückenwartung müßten mindestens 500 Milliarden Euro für Infrastrukturinvestitionen ausgegeben werden, rechnet der Dresdner Experte vor – doch danach wäre die Infrastruktur nicht in einem besseren Zustand.
Dazu erklärt der AfD-Bundestagsabgeordnete Gereon Bollmann:
„Deutschland wurde unter Jahrzehnten der Regentschaft der Altparteien zu einem infrastrukturellen Entwicklungsland heruntergewirtschaftet. Wir können doch nicht tatenlos auf den Einsturz der nächsten Brücken warten!
In unserem aktuellen Bundestagswahlprogramm hatten wir diesbezüglich bereits klargestellt: ‚Unsere Infrastruktur, welche seit Jahrzehnten vernachlässigt wurde, ist die Lebensader von Wirtschaft und Gesellschaft und damit Grundlage des Sozialstaates. Unsere bauliche Infrastruktur ist geprägt von maroden Bauwerken. (…) Insbesondere vor dem Hintergrund der symbolischen Wirkung des Einsturzes der Dresdener Carolabrücke fordert die AfD, die Bewilligung von Neubauprojekten zu beschleunigen, sowie die zwingend notwendigen Reparaturen und Sanierungen aller betroffenen Bauwerke.“